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Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14
Meine Stereoblindheit nach 3D-Kinobesuch in den Ferien - zumindest teilweise - geheilt!

Seit ca. 3 Wochen sehe ich die Welt erstmals (soweit ich mich erinnern kann) mit beiden Augen und neu auch mehr oder weniger stark in 3D! Ein riesiges Geschenk mit 46 Jahren!

 

Meine Eltern bemerkten meine Fehlsichtigkeit, als ich ungefähr im Kindergartenalter war: Ich schielte ein wenig;  und der Sehnerv meines linken Auges war bereits dermassen verkümmert, sodass ich nur noch 5 % sehen konnte. Intensive Sehschule, Augenabkleben und Brille halfen mir, dass das linke Auge wieder an Sehkraft gewann. Aber ich blieb stereoblind.

 

An einem Sonntag während dieser Sommerferien besuchte ich zusammen mit Frau und Sohnemann als Schlechtwetterprogramm Ice Age 4 in 3D-Kino. Ich hoffte, vielleicht doch in klitzekleines 3D-Effektchen sehen zu können. Aber fast nichts! Doch nach der Vorstellung sah ich die Welt für etwa 20 Minuten völlig neu! Brillante Farben, tolle Reflexe und irgendwie so neue räumliche plastische Effekte! Wow, aber danach war es auch schon wieder weg.

 

Der Effekte war zwar verschwunden, aber mein linkes Auge „meldete“ sich in den nachfolgenden Tagen vermehrt. Deshalb besuchte ich eine Woche später mit Sohnemann erneut einen 3D-Film. Wieder schlechtes Wetter aber schöne 3D-ähnliche Effekte nach dem Kinobesuch. Ich begann, mehr mit beiden Augen zu sehen, und langsam bekamen einzelne Objekte auch mehr räumliche Formen. Das war fantastisch und gab mir Mut und Entschlossenheit, es noch ein drittes Mal zu versuchen.

 

Vor 3 Wochen gab es dann einige Momente, wo ich bereits im Alltag etwas 3D sehen konnte. Ich suchte dann nach meiner alten Brille, die ich vor etwa 10 Jahren erworben hatte, mir aber damals ausser Kopfweh und Schwindelgefühle bisher nicht gebracht hatte. Und siehe da: 3D in Real Life! Das nach über 40 Jahren!

 

Mit beiden Augen räumlich sehen zu können, ist viel schöner, als ich mir dies früher vorstellen konnte; nahe Gegenstände erscheinen greifbar und viel näher, die Farben leuchten intensiver, Formen und Materialstrukturen kommen zum Vorschein. Auch die Bewegungen der Leute, der Fahrräder und der Autos wirken plötzlich auch ruhiger und fast etwas in „Slow Motion“. Ich sehe Steinchen, Krümmel und Unebenheiten am Boden, die vorher je nach Winkel und Farbe für mich kaum sichtbar waren. Alles sieht schöner und krasser aus: Die Umgebung, das Essen, sogar ein verknittertes Wäschehäufchen oder eine „Kabelsalat“ können nun zur visuellen Attraktion werden. Man bewegt sich sicherer und kann Gegenstände und Bälle u. ä. besser räumlich einordnen und ergreifen. Bin plötzlich viel näher am Gehehen! Ich entdecke laufend Neues, und die Effekte nehmen – vor allem im Laufe des Tages – noch zu.

 

Mein Augenarzt hatte keine Erklärung für meine plötzliche Heilung; es ist jedoch auch nicht sein Spezialgebiet. Er wollte da auch nichts weiter abklären oder unternehmen… Das Buch von Sue Barry hat mir weitergeholfen.

 

Ich bin überaus glücklich und dankbar nun die Welt in dieser faszinierenden neuen Dimension erleben zu können! Gott und Hollywood sei Dank!

 

Aber das Ganze ist noch sehr wackelig manchmal habe ich die 3D-Sicht bereits am Morgen; manchmal erst gegen Abend; langsames Gehen im Wald tut gut.

 

Am Wochenende war ich total erschöpft (vom neuen Sehen und von der Arbeit); dann war gestern mit räumlichen Sehen Feierabend. Ging um 8 bereits ins Bett; total müde. Heute ist wieder ziemlich gut auch mit dem Sehen.

 

Habe mich jetzt fürs Visualtraining angemeldet. Hoffe, das sich mein Sehen noch mehr stabilisieren und verfeinern lässt Smile

 

Tom

Bild des Benutzers GB
GB
Verbunden: 17. Mai 2011 - 15:20

@ tom.hertig

Herzlichen Glückwunsch und weiter so!

Bruce Bridgeman, ein Professor für Psychologie in Kalifornien, hatte nach dem Besuch eines 3D-Kinofilms ein ähnliches Erlebnis.

Hier der Link dazu:

http://www.bbc.com/future/story/20120719-awoken-from-a-2d-world/1

(Eine Userin aus diesem Forum hat mich freundlicherweise auf diesen Link aufmerksam gemacht. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an sie!)

GB

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Hallo GB

Vielen lieben Dank. Ja, den Link hätte ich eigentlich auch posten können, aber nicht mehr dran gedacht!

Hoffe, ich finde noch eine Person aus meiner Gegend (Bern, Schweiz) mehr ähnlicher Erfahrung. Fühle mich happy aber auch irgendwie einsam zu gleich.

 

Jetzt hat der Postbote gerade noch die Unterlagen aus der Sehschule von damals zugestellt. Da steht u. a.

Diagnose von 1973:

Strabismus convergensens concomitans links

Ambly opie links

exzentrische Fixation links

Visus links von 3/50 also 0,06. Schielwinkel 12 Grad

Dank Sehschule dann 1976: visus 0,9, Schielwinkel von Augen fast nicht mehr erkennbar, aber nix Stereosehen.
Weiterhin Brille tragen, aber Fall war danach mehr oder weniger abgeschlossen...

Mein jetziger Augenarzt sagte mir vor 1,5 Jahren nochmals, dass 3D für mich nicht möglich sei und Augenabdecken mir nichts bringen würden (habe es dann in den Sommerferien nach dem Kino natürlich trotzdem getan...)

 

Fänks & viele Grüsse

Tom

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Hallo Tom

Ich bin auch aus der Schweiz und ich sehe seit dem 31. Juli in 3d. Ich wusste allerdings vorher nicht, dass ich ein Sehproblem hatte. Nachdem ich mit drei neuen Brillen (Gleitsicht-, Computer-, Lese-Brille) nicht klar kam, empfahl mir eine Freundin einen anderen Optiker. Der stellte Winkelfehlsichtigkeit fest. Ich bekam auf die rechten Brillengläser eine 3-Grad-Folie. Nach 3 Wochen eine 5-Grad-Folie. Und am nächsten Tag war das Feuerwehrdepot plötzlich in einer Farbe angeschrieben, die ich noch nie gesehen hatte. Das Feld der "Blumen zum Selberpflücken" war farbig wie noch nie. Begriffen, was los ist, habe ich allerdings erst in der Metzgerei, als ich die Wangen einer etwas festeren Verkäuferin als Rundungen wahrnahm. Und wieder draussen, nach dem Verlassen der Metzgerei, hing der Zeppelin am Himmel. Vor dem Zeppelin - Raum! Und hinter dem Zeppelin - auch Raum!

Nun ja, die Spaziergänge im Wald gehen seither so quasi von Baum zu Baum. Jeder Baum wird bewundert. Und jeder Erdhaufen. Konkave Flächen, also nach Innen gebogene, sind für mich etwas völlig neues. Da wird es mir immer etwas schummrig. Ich sehe Landschaftsformationen, ich sehe Wolken als räumliche Gebilde, ich sehe Raum unter Bäumen.

Allerdings stecke ich das ganze nicht so leicht weg, wie das im Internet von Sue Barry beschrieben ist. Das liegt womöglich daran, dass ich vorher keine Ahnung hatte, dass meine Sicht nicht normal war. Aber aus der Rückschau gesehen, wird mir nun einiges in meinem Leben klar.

Elisa

Bild des Benutzers Paul-Gerhard Mosch
Verbunden: 26. Juli 2002 - 0:00

"Elisa" beschreibt eine begonnene WF-korrektion

"Tom.Hertig" das anspringen von stereosehen nach 3D film.

beides ist fakt. es nimmt aber wunder, warum der sauber ausgeführten korrektion, von fachleuten ein zufallsereignis (was ohne zweifel sehr glücklich macht) und training als besseres ziel vor augen gestellt werden muss.Wenn durch ko

Viele Grüße:

Paul-Gerhard Mosch (PGM)

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Hallo Leute

Leider ist der Post von Paul-Gerhard Mosch nicht vollständig hochgeladen worden. Aus dem was steht, schliesse ich aber, dass das, was mir passiert ist, die absolute Ausnahme ist. Ich war wohl ein "Grenzwert-Fall" bei dem es nur ganz wenig Verschiebung brauchte, um das Stereosehen wieder zu haben. Bei so einem Test mit ein paar Streifen, die aussehen wie ein EAN-Code mit wenigen Strichen, und oben und unten zwei Pfeile, zeigen die Pfeile bei mir ohne Korrektur auf den äusseren Rand des äussersten rechten Striches. Mit Korrektur auf den zweitäussersten Strich rechts. Der Optiker sagte etwas wie "Fokussierungsdisparation". Ich habe das gegoogelt, aber nicht gefunden (irgenwelche falschen Bezeichnungen liegen an mir, nicht am Optiker).

Aus dem, was ich gelesen habe, schliesse ich ebenfalls, dass ich als Kind mal das Stereosehen entwickelt haben muss, sonst wäre es nicht wiedergekommen. Ich kann mich nicht daran erinnern. Ich war immer schlecht im Zeichnen, in der Handarbeit, beim Hochsprung, beim Hüpfen über Hindernisse, beim Hürdenlauf, beim Treppabsteigen, und beim Abwärtsmarschieren im Wald. Schönschrift eine Katastrophe. Skifahren eine Schütteltortur. Einen Faden in eine Nadel einfädeln? Mit Hilfsgerät. Aussichtpunkte fand ich immer "ganz nett". Ich erinnere mich an den Grand Canyon vor 37 Jahren: "Ist das alles?" Ich hatte mehr erwartet. Jetzt sähe ich wahrscheinlich mehr. Ich konnte aber bei den "magischen Bildern" jeweils die versteckten Bilder mehr oder weniger sehen. Möglicherweise konnte ich in speziellen Momenten mit spezieller Augenanstrengung räumlich sehen - aber nicht im normal-Augenzustand. 

Ich bin in einem Alter, wo Eltern und Lehrer bei den Kindern nicht sonderlich auf irgendwelche Sehstörungen achteten, wenn man eine hässliche Schrift hatte. Ausserdem habe ich mittlerweile den starken Verdacht, dass meine Mutter das gleiche Problem hatte.

Gibt es im Forum niemanden, der sich da etwas auskennt? Ich habe etwa 30 Seiten des Binokular-Forum-Archivs nach einem entsprechenden Titel durchsucht, aber bis anhin nichts gefunden.

Wie lange braucht der Mensch, bis er das Stereosehen, das ohne Vorwarnung aufgetreten ist, in sein Leben integriert hat? Bei mir ist es seit fast zwei Monaten DAS Thema, das mich innerlich beschäftigt. Meine Walkingtouren sind Schlendergänge, mit Pausen so alle zehn Meter, um irgendetwas zu bestaunen. Ein Unkraut-Stengel z.B. Oder Bäume. Baum hier, Baum da, Hochstammanlage da, Birnbaum dort, usw... Und Wolken. Und Flugzeuge. Und der Zeppelin. Und... und... und.. und die Verschiebung der näheren Bäume im Vergleich zu den entfernteren im Raum, wenn man sich daran vorbeibewegt.

Die Bridgman-Geschichte habe ich mittlerweile gelesen (auch bei ihm: Baum hier, Baum dort....) und das Buch von Stereo-Sue habe ich bestellt. 

Elisa

Bild des Benutzers sebastianD.
Verbunden: 5. August 2011 - 23:29

Hallo Elisa,

der Test den du bei dem Optiker gemacht hast, ist Teil einer ganzen Testreihe. Am Anfang sollte er dir ein Kreuz gezeigt haben ?!  Diese Testreihe dient dazu einen "Schiel-winkel" zu ermitteln und mit prismatischen Gläsern zu korrigieren. Das verfahren nennt sich MKH. Ziel dabei ist es, dass deine beiden Augen EXAKT auf dieselbe Stelle schauen. Denn nur dann ist 3D-Sehen möglich. Deshalb hast du dann wahrscheinlich auch die Folien bekommen.

Das was der Optiker bei dir festgestellt hat. (bei dem Test mit den "EAN Codes") ist eine FIXATIONS DISPARATION. Und bedeutet, dass es eine minimale Abweichung deiner beiden Augen zueinander gibt.

Leider verstehe ich nicht ganz, was genau deine Frage nun ist. Experten gibt es hier im Forum sicherlich viele. Du musst nur die richtigen Fragen stellen Smile

 

 

 

 

(bevor jmd. meckert, meine Erklärungen sind nicht tiefgreifend und umfangreich .. räumlichliches Sehen ist auch mit nur einem Auge mögl. und Steropsis ist sowieso überbewertet ^^)

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Hallo Sebastian

Danke für deine Antwort!

Das mit dem Kreuz war - neben vielem anderen - auch in den Tests. 

Und das hier war meine Frage:

Wie lange braucht der Mensch, bis er das Stereosehen, das ohne Vorwarnung aufgetreten ist, in sein Leben integriert hat?

Ich trage jetzt eine 9-Grad-Folie. Wir sind dem Endpunkt ziemlich nah. Der nächste Schritt ist dann die Prismenbrille. Das ist das fachliche, das ist einfach. Aber emotional bin ich ziemlich durchgeschüttelt. Nach meiner Wahrnehmung bin ich eines morgens auf einem anderen Planeten aufgewacht. Alles war anders: Die Farben, die Formen, die Menschen, die Flächen und vor allem bin auch ich anders. Mit der anderen Wahrnehmung kommt auch ein anderes Selbstverständnis.

Kurz: Seit dem 31. Juli lebe ich in einer anderen Welt. Wie lange geht es, bis diese Welt für mich selbstverständlich geworden ist?

Elisa

Bild des Benutzers sebastianD.
Verbunden: 5. August 2011 - 23:29

Liebe  Elisa,

jetzt verstehe ich dein Anliegen. Und ich kann mir wage vorstellen, was für ein tolles Gefühl das für dich sein muss, endlich die Dinge "so zu sehen wie sie sind"

Das Sehen ist ein Prozess, der sehr viele Bereiche unseres Körpers beansprucht, die Augen sind da der kleinste Faktor. Leider gibt es meines Wissens keine genauen Angaben darüber, wann man das Stereo Sehen erlernt hat. Kinder mit gesunden Augen haben ihr visuelles System ungefähr bis zum 10 LJ. voll entwickelt. Sollten Störungen bis dahin nicht erkannt bzw behandelt worden sein (insbesondere das Schielen betreffend) ist es schwierig wieder einen "Optimal-Zustand" herzustellen. Sehen wird nämlich auch >gelernt< 

d.h. wenn du dein ganzes Leben lang ohne 3D-Sehen zurechtkommen musst, entwickelt dein Gehirn eine Strategie um die visuellen Eindrücke so zu verarbeiten, dass du trotzdem super zurechtkommst. Jetzt arbeiten deine Augen plötzlich wieder normal, .. so muss nun der Rest deines Körpers, vor allem dein Gehirn sich erstmal auf die neue Situation einstellen. Und je älter man ist umso länger kann dieser Umstellungsvorgang dauern. 

Wie lange es dauert bis du deine neue Welt für selbstverständlich hälst, kann ich dir nicht sagen. Stell dir einmal vor (ganz naiv gedacht) dass du jeden Augenblick, jede Situation, jede Perspektive, jedes Bild (besonders die Dinge die du oft und regelmäßig wahrnimmst) die du in deinem Leben wahrgenommen hast jetzt neu bewerten musst. Dein visuelles System muss quasi alles was du je gesehen hast, "neu sehen lernen". 

Anders herum geht es aber auch. Einfaches Beispiel: Jemand lebt 20 Jahre mit 2 gesunden Augen. Plötzlich verliert er ein Auge und muss plötzlich mit der neuen Situation ohne 3D-Sehen, mit eingeschränkten Gesichtsfeld etc. zurechtkommen. Das kann recht schnell gehen. Ein Profi-Handball Spieler konnte zum Beispiel nach einem viertel Jahr schon wieder zurück auf's Feld.

Das visuelle System arbeitet aber sehr individuell !! Und ist von noch mehr Faktoren abhängig. Es liegt also auch an dir wielange es dauert, bis du zurecht kommst. Auf jeden Fall sollte es ein positives Gefühl für dich sein, und du solltest die neuen Eindrück genießen ! Außerdem kann dir sicherlich auch dein Optiker besser erklären, wielange es ungefähr dauern wird bzw worauf du dich in Zukunft so einstellen musst, damit dein neues Sehen schnell "zur Gewohnheit" wird.

 

Ich hoffe das konnte dir etwas weiterhelfen.

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Lieber Sebastian

Danke für die Antwort! Kinder haben also ein paar Jahre, bis sie das Sehen richtig gelernt haben. Da bei mir dieser Lernprozess nun quasi im Zeitraffer in einem schon älteren (aber noch immer lernfähigen und fitten!) Hirn des Jahrgangs 1955 abläuft, brauche ich mich also über meine Reaktionen und das Gefühl des "emotional overload" nicht zu wundern. Es ruhig nehmen, viel schlafen, spazieren, den Liegestuhl in die Herbstsonne stellen und mir Zeit lassen (zugegeben: nicht gerade meine Stärken). 

Übrigens waren die ersten 14 Tage super. Alles war toll, ich war voller Energie. Dann aber kam die Müdigkeit, die Überforderung. Ok, ich gebe mir mal bis Weihnachten als Ziel...

Elisa

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Hallo zusammen

 

@Elisabeht! Herzlichen Dank für das spannende, überraschende Telefongespräch. Sind sind wir mind. schon 2 aus der Schweiz mit diesem völlig überraschendem und überwältigendem Blick.
Nimm dir wirklich Zeit! Wie SebastianD. geschrieben hat, ist das jetzt ein enormer Lernprozess. Eine extreme Umstellung, nicht nur fürs Augen, sondern v. a. fürs Gehirn und die ganze Psyche.
Geniesse den Moment; schliesse die Augen, wenn es zuviel wird.

@SebastianD. Danke für die Ausführen; ist gut beschrieben, dass das Hirn jetzt quasi jede visuelle Wahrnehmung neu bewerten muss. Das kann auch ganz schön stressen, wenn z. B. dein Körper, deine Familie und deine gewohnte Umgebung plötzlich anders aussieht.
Gar nicht teilen kann ich deine Aussage, dass räumliches Sehen überbewertet wird. Ich habe früher nie (vielleich als 3-Jähriger) 3D gesehen, meinte aber zu wissen, wie das sein könnte. Übersteigt nun alles, was ich mir vorher vorstellen konnte.
Zudem werden die 3D-Eindrücke im Gehirn hinterlegt (dann sehe ich gewisse Gegenstände logischerweise auch heute auch mit 1 Augen in "offline-3D". Zudem - und das hätte ich nie für möglich gehalten - ich sehe jetzt auch mehr Tiefe bei ganz gewöhnlichen 2D-Bildern: Ein Bildchen von einem Blumenstrauss - sehe ich heute anders als früher, weil mein Hirn jetzt weiss, wie ein Blumenstrauss aussieht und dann automatisch noch etwas Tiefeneffekt (nach Hinten versteht sich) reininterpretiert; das bedeutet, dass normalsichtige Leute gar nicht 2D sehen können! (höchstens vielleicht eine Strichmännchen oder ne Skizze sehen wohl gleich aus).

 

Schiele 15 Grad nach Aussen; kann trotzdem 3D-Sehen; habe aber noch Mühe bei gewissen Perspektiven mit Doppelbildern. Mit der neuen Prismafolie geht's nun aber besser (noch mehr Raumeffekt und weniger Doppelbilder), dafür ist das Bild viel schlechter. Momentan geht beides. 15 Grad sind wohl etwas viel fürs Prisma; OP?
Nächste Woche geht es wieder in die Augenklinik.

Glückliche, aber auch sehr müde 3D-Grüsse aus der Schweiz!

 

Tom

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Zudem werden die 3D-Eindrücke im Gehirn hinterlegt (dann sehe ich gewisse Gegenstände logischerweise auch heute auch mit 1 Auge in "offline-3D". 

 

 

Hallo Tom und Sebastian

GENAU! Was Tom schreibt entspricht auch meiner Erfahrung!

Wen ich aus dem Fenster sehe, ist ein Weinberg. Die meisten Reihen stehen in der gleichen Richtung, aber dann hat es ein paar Reihen, die laufen etwas schräg dazu, dann noch ein paar Reihen noch schräger. Ich habe mich früher immer gewundert, wieso der Winzer den Weinberg so angelegt hat. Alle Reihen in die gleiche Richtung wäre doch viel logischer. Jetzt aber sehe ich es: Die Weinberg-Reihen folgen der Formation des Abhangs. Wenn ich nun ein Auge schliesse, sehe ich die Landschaftsformation immer noch (also offline 3d) - die ich in meiner 2d-Welt nie gesehen habe. Wer 3d sieht kann sich gar nicht vorstellen, wie die 2d-Welt aussieht, weil er in seinem Gehirn 3d hinterlegt hat.

Elisa

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Für mich kam das Ganze ja völlig überraschend. Noch 1 1/2 Jahre zuvor hatte mein Augenarzt mir gesagt, dass ich nie 3D sehen könne, obwohl ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich beim TV schauen mal kurz einige DBs hatte.

Als ich dann im August dieses Jahres zu diesem völlig unerwartetem Ergebnis des Stereosehens kam, rief ich gleich am anderen Tag die Uni Augenklinik an. Diese fühlten sich nicht zuständig und verwiesen mich zu meinem Augenarzt. Dieser untersuchte mich 2 Tage danach - im Schnellverfahren. Er traute der Sache noch nicht ganz, weshalb er meinte, dass ich keine neue Brille oder so brauchen würde. Meine 08/15 Lesebrille vom Kaufhaus (+1) sei durchaus tauglich fürs Büro; ich solle nicht zum Optiker gehen, da diese mir dann nur eine teure Brille andrehen würden. Er sah keine Risiken, höchstens dass das Phänomen ja auch wieder weggehen könnte (was mich natürlich zutiefst beunruhigte und mich zu weiterenen Selbstversuchen anspornte ).

Also suchte ich nach anderen Quellen und kam so u. a. zu Sue Barry und auf die Möglichkeit der VT.

Als ich dann nach 2 Wochen eine (wie Barry es beschreibt) sensorische Überladung (Erschöpfung etc.) hatte, suchte ich den Hausarzt auf. Dieser konnte mich dann zur Augenklinik überweisen. Erst dann stellte sich heraus, dass ich eine unterkorrigierte Brille hätte und dies zu den gelegentlichen DBs führen würde. Zudem trage ich seitdem eine Prismenfolie (15) fürs linke Auge nicht rechts. Letzteres war vorher nie Thema.

Wenn ich das alles alles vorher gewusst hätte, wäre ich natürich schon längst früher zu einem Optometristen gegangen!

Ich war natürlich nicht zufrieden mit der 12-minütigen Untersuchung beim Augenartz. Heute weiss ich, dass der Augenarzt die Lage völlig falsch eingeschätzt hatte! Erst sagte er, ich würde nie stereosehen und 2. - nachdem ich zufällig dann  doch plötzlich auf 3 D wechselte, meint, es brauche seines Erachtens keinerlei Korrekturen?? Aber was soll man dann als Laie tun? Augenärzte gelten ja in der Schweiz als die Spezialisten, die auch von der Krankenkasse bezahlt werden.

 

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Hallo Leute

Mein Exemplar von Sue Barry auf Englisch trifft in ca 2. Wochen ein (ich habe es über unseren lokalen Buchhänder bestellt). Ich habe es mir nun noch als Audio-Book heruntergeladen, das ging "instant". Und ich habe es mir natürlich gleich angehört. Die Berichte von Personen, die wieder 3d sehen konnten, decken sich mit meinen Erfahrungen. Auch Sue selber macht an einer Stelle die Aussage, dass sie sich fragte, ob sie verrückt werde. Von einer Frau erzählt sie, dass sie einen ganzen Monat lang nicht mehr Auto fuhr. Noch nach 6 Jahren hatte Sue ein überwältigendes Erlebnis, als sie im Schneefall inmitten der Schneefocken stand.

Eine andere Stelle fand ich wichtig: Sue ist überzeugt, dass es verschiedene Grade von "Stereoblindheit" gibt. Das denke ich auch. Ich habe gestern versucht, mit nur einem Auge den Schlüssel in das Schlüsselloch zu stecken. Es ging nicht, weder mit dem linken noch mit dem rechten; ich müsste also beim Moment des Schlüssel-in-das-Schlüsselloch-Steckens für kurze Zeit durch Anstrengung der Augen in einem gewisen Ausmass in 3d gesehen haben. Hingegen schaffe ich es bei Kanten, bei denen es nicht so genau drauf ankommt wie beim Schlüsselloch, die Kante zu treffen, wenn ich meinen Finger schön langsam drauf hin zu führe (beim Schlüssel-in-das-Schlüsselloch-Stecken-Tempo treffe ich daneben.). Mit nur dem rechten Auge geht sowieso alles daneben.

Ich habe mich dann gefragt, ob die Distanz des Schlüssellochs zu meinen Augen den Unterschied machte. Aber das kann nicht sein. In dem Abstand habe ich in der ersten Woche nach dem Erlangen der Stereopsis die Flächen der Kosmetiktuch-Schachtel endlos bewundern können.

Wenn ich die neue Sicht dann mal in mein Leben integriert habe, werde ich auch einen Optometristen aufsuchen (der nächste ist 30 Km entfernt). Ich erlebe jetzt ständig Momente, wo ich Dinge sehe, die ich früher nie gesehen hatte. Vielleicht sehe ich mit Visualtraining dereinst noch mehr. 

Elisa

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Hallo Elisa

Klingt ja spannend. Ist schön möglich, dass Du da ein kleines Set an 3D-Momenten hattest, ohne es zu realisieren.

 

Hier noch eine ermutigende Nachricht von Bruce Bridgeman, der kürzlich im Alter von 67 das Stereosehen bekam. Er hat mir heute (bzw. gestern) auf meine e-mail geantwortet. Hier ein Auszug:

I don't know of any Swiss neurologists or ophthalmologists dealing with these issues. I'm glad you were able to recover 3D vision. Don't worry about sensory overload - you will get used to it, and function normally. Just enjoy looking at trees and people.

 

Ich glaube, wenn er das mit 67 hingekriegt hat, überwinden auch wir den Overload.

Noch eine Frage: Ich träume jetzt auch in 3D, bzw. habe beim Einschlafen neu auch so Bilder / Eindrücke auf mehreren Tiefenebenen. Ist auch neu für mich. Kanntest Du das schon früher??

 

 

 

 

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Hallo Tom

Ich träume praktisch nie (bzw. kann mich nicht an die Träume erinnern) und es ist mir auch nie aufgefallen, dass ich in 3d träumen würde. Kommt vieleicht noch. Wird ja sowieso alles anders, also wieso nicht auch das Träumen?

Elisa

Bild des Benutzers sebastianD.
Verbunden: 5. August 2011 - 23:29

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal kurz was zum Stereo-Sehen sagen. Es ist toll zu lesen, wie ihr euer Leben neu erfahrt nur durch die plötzliche Wahrnehmung der Welt in 3D. Aber im Grunde genommen macht die Stereopsis nur einen ganz geringen Teil des täglichen Sehen's aus. Der größte Anteil der menschlichen Tiefenwahrnehmung funktioniert auch ohne diese. Und zwar hat das visuelle System "gelernt" Dinge die wir sehen zu "bewerten"  Zum Beispiel nach Größe, Struktur, Überdeckung, Farbe, Schatten, und im Vergleich zum umgebenen Raum. (um nur ein paar Dinge zu nennen) 

Das Schlüssel -ins-Schlüsselloch-Stecken, funktioniert genauso gut einäugig. Wenn du 10mal den Schlüssel nicht beim ersten Versuch ins Schlüsselloch bekommst, dann lernst du zB anhand der Schatten die ein Schlüssel wirft ; deine Hand / Armhaltung ; die Größenänderung des Schlüssel zum Schlüsselloch beim Heranführen etc. .. so dass du es beim 11ten Versuch schaffst. Um es mal gaaanz einfach auszudrücken =) 

Unser Visuelles System, bei dem unser Gehirn den größeren Teil ausmacht, ist unterbewusst ständig damit beschäftigt unsere Seheindrücke zu bewerten. Eine riesen Leistung !!

Also erlernen auch Menschen ohne Stereopsis "räumliches Sehen" einfaches Beispiel: Ein Baum der weiter weg steht wird kleiner wahrgenommen, als ein Baum der näher steht. Man erkennt den Größenunterschied und das Gehirn lernt "aha groß = näher dran" und dieses Grundprinzip wird auf alle anderen Dinge übertragen.

Da euer visuelles System die Stereopsis jedoch plötzlich und zu einem Zeitpunkt erlernt hat, wo ihr das Sehen schon "fertig erlernt" habt, ergeben sich nun diese tollen "ungewohnten" Seheindrücke.

 

 

beste Grüße

Sebastian

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo Sebastian,

 

danke für die doch recht anschaulichen Worte, das hätte ich kaum besser schreiben können. Wink

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Hallo Sebastian!

Danke für Deine Zeilen! Super! Wir Laien sind natürlich froh, wenn wir dank den Fachleuten unser Erlebnis besser einordnen können.

Bei mir ist es so, dass ich jedenTag Neues entdecke, das ich bisher nicht gesehen habe. Gestern und heute habe ich festgestellt, dass ich in einen Wald hineinblicken kann und durch ihn hindurch, der Wald besteht nicht mehr nur aus einer Wand am Waldrand. Das ist mir zwar schon bei Spaziergängen vor 1 Monat aufgefallen - aber da war ich noch so mit jedem einzelnen Baum beschäftigt, dass ich es nicht wirklich realisierte. Auf gewisse Dinge achte ich auch erst, seit ich mich bei Stereo-Sue und Prof. Bridgeman informiert habe.

Grundsätzlich habe ich wohl vieles nicht gesehen, das "in der Tiefe" liegt. Ich sehe nun z.B. die Ostfassade des Schulhauses (das vor meinem Haus liegt und das ich seit 4 1/2 Jahren  jeden Tag sah, bzw. was die Ostfassade betrifft, hätte sehen können). Grad vor der Ostfassade steht ein riesiger Baum. Ostfassade und Baum bilden zusammen wie eine Höhle. Fazit: Ich sah sie nicht. Dort wo der Baum anfängt, hörte für mich die Wahrnehmung auf.

Oder die Bäume weit unten unterhalb des Dorfes. Um sie zu sehen muss ich zwischen zwei hohen Bäumen hindurchblicken: Fazit: Ich sah sie nicht... Meine Wahrnehmung hörte bei den hohen Bäumen auf.

Elisa

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Hallo Sebastian

Deine Worte mögen ja Trost spenden all jenen, die kein Stereosehen haben. Da hätte ich Dir vor 2 Monaten in einigen Punkten noch zustimmen können. Aber hast Du längere Zeit mal nur 2D gesehen?

Ich konnte z. B. Autofahren, weil ich durch die Perspektive, Schattierung und die Grössenunterschiede etc. die Abstände ungefähr ableiten konnte. Dies ist aber viel mühsamer, so dass ich dann halt 50 Fahrstunden benötigte.

Aber Autofahren geht ja noch. Wie willst Du aber mit diesen Hilfsrechnungen z. B. die Position und den Abschusswinkel eines Tennisballs oder schon nur eines Federballs in der Luft berechnen können? Mit dem Grössenunterschied funktioniert das nun wirklich nicht mehr. Sobald ich 3D sah, konnte ich den Federball praktisch jedes Mal fangen; vorher war das mühsam und peinlich. Da hätte ich früher etwa 50 x mehr üben müssen für ein bescheidenes Ergebnis.

Gestern beim Spazieren fiel ein Blatt vom Baum - direkt vor meiner Nase. Voller naher 3D-Eindruck! Und das, obwohl ich ein Auge extra zu hatte. Aber im Juli - als ich noch 2D sah - hätte ich das nicht gesehen. Jetzt ist es auch im Gehirn verankert; vorher fehlte mir schlicht und einfach die Erinnerung und Erfahrung. Und weil ich heute mit 2 Augen sehe, sehe ich durch diesen Synergieeffekt einfach auch mehr Objekte pro Sekunden - die Bewegungen erscheinen deutlicher - ja fast langsamer aus früher.

Ich war bei der Einschulung - und auch lange Zeit danach - schlecht im Turnen, Zeichnen, Lesen und Schreiben. Obwohl ich mit dem rechten Auge zwischen 150 und 200 % sehe. Typische Symptone für Leute, die nur mit einem Auge sehen. Mit diesen Symptonen galt man damals einfach als zurückgeblieben, ungeschickt oder ganz einfach faul. Dabei muss man sich enorm anstrengen, um einigermassen mithalten zu können.

Gewisse Berufe sind für mich nicht in Frage gekommen (ich habe z. B. zig Architekten in der Verwandtschaft), obwohl ich  nicht schlecht in Geometrie war. Für theoretisches Wissen, wie z. B. eine Diagonale durch einen Würfel auf einem Blatt verläuft und wie man deren Länge berechnen kann, brauchst Du kein 3D. Einverstanden. Aber Theorie über 3D und 3D-Sehen sind zwei völlig unterschiedliche paar Schuhe.

 

Ich weiss nicht, wie ein Mensch mit Farbblindheit umgeht. Oder wenn jemand nur s/w sehen würde. Ich kann mir das irgendwie vorstellen, aber ich masse mir nicht an, zu beurteilen, wie das für den Betroffenen sein muss.

Natürlich kommt man auch mit Beeinträchtigungen und Behinderungen irgendwie durchs Leben. Und es ist erstaunlich, was diese Menschen alles zustande bringen können.

In beiden Fällen - Leben mit Beeinträchtigung oder unerwartete Heilung - würde ich ganz einfach sagen: "Hut ab!" oder sonst einfach schweigen.

Bild des Benutzers GB
GB
Verbunden: 17. Mai 2011 - 15:20

@ sebastianD.

Ich bin nicht der Meinung, dass Stereosehen einfach nur ein „nice-to-have“-Feature ist.

Nach meiner Meinung gibt hochwertiges Stereosehen in der kürzest möglichen Zeit einen umfassenden Eindruck von dem was man sieht. Dadurch erkennt man schneller wo man sich selber im Raum befindet und wie das Objekt von Interesse einzuschätzen ist (wo, wie, was, wieviel).

Was Sie mit dem Beispiel des Schlüssels beschreiben, ist eher ein „Trick“ als wahres situationsgerechtes Sehen und Handeln. Richtig gutes Sehen bedeutet für mich, dass das visuelle System ein umfassendes Gesamtbild liefert, auf dass sich dann die richtige Handlung ausrichten kann. Im Beispiel mit dem Schlüssel bedeutet das: egal wo das Schlüsselloch ist, egal welche Position man selber einnimmt, egal was für einen Schlüssel man verwendet, egal wie die Lichtverhältnisse sind: das visuelle System liefert SOFORT eine brauchbare Rauminformation, welche SOFORT in eine brauchbare Handlungsanweisung umgesetzt werden kann – ohne lange rumzustochern und sich schliesslich für exakt DIESE Situation EINE Handlungsanweisung anzutrainieren.

Für mich ist folgender Vergleich sehr hilfreich: wenn ich den Kindern im Training einen Gegenstand zum blind Ertasten gebe, dann kommt es häufig vor, dass die Kinder am Anfang nur mit einer Hand herumtasten und die andere Hand wie tot daneben liegen lassen. Sobald man diese Kinder aber unter Zeitdruck setzt oder eine Eigenschaft ganz genau beschrieben haben will, wird sofort die zweite Hand zur Hilfe genommen. Denn jetzt können/müssen beide Hände zur Informationserfassung beitragen und den Gegenstand im wahrsten Sinne des Wortes umfassend ertasten.

Am besten machen Sie den Versuch selber: greifen Sie blind in eine Schublade, nehmen Sie einen Gegenstand heraus und ertasten Sie mit EINER Hand das Objekt. Ich bin überzeugt davon, dass sobald Sie die zweite Hand zur Hilfe nehmen, das Bild in Ihrem Kopf von diesem Gegenstand sofort eindeutiger wird und sie viel schneller dessen Eigenschaften in seiner Gesamtheit wahrnehmen können.

Und ich denke das gleiche Prinzip finden wir bei den Augen wieder: zwei Augen im Einklang (also hochwertiges 3D) liefern in weniger Zeit mehr nützliche Informationen als ein Auge allein oder zwei Augen ohne 3D (Schielen als Extremvariante).

GB

Bild des Benutzers sebastianD.
Verbunden: 5. August 2011 - 23:29

@ GB & tom.hertig

Natürlich ist Stereo-Sehen kein "nice-to-have-Feature" die Evolution hat sich ganz sicher etwas dabei gedacht. Ich stimme Ihnen auch voll zu, dass unser visuelles System mit voll ausgebildeter Stereopsis wesentlich leistungsfähiger arbeiten kann. Und das Sehen als Vorgang weniger "mühevoll" ist und weniger Zeit und Energie verbraucht wird. Dies betrifft auch die Orientierung im Raum, vor allem in ungewohntem. (Wie die Orientierung allerdings mit der Stereopsis zusammenhängt ist mir fraglich

Um nocheinmal auf das Schlüsselloch-Prinzip zurückzukommen. Sie nennen es einen "Trick", es ist schlichtweg eine Anpassung und hängt meiner Meinung nach viel mehr mit der "Leistungsfähigkeit" unseres Gehirns zusammen. Wenn unser visuelles System "gelernt" hat in gewohnten Situation zurecht zukommen, ist es durchaus in der Lage dieses auch auf neue, und ungewohnte, spontane Situationen zu übertragen. Sicher nicht in der Qualität wie unter ausgeprägter Stereopsis aber ausreichend um "im Leben zurecht zukommen". Wobei man, denke ich, klar zwischen dem Zustand unterscheiden muss, dass das visuelle System physiologisch die Chance hatte Stereo-Sehen zu erlangen, und zum Beispiel einer congenitalen Einäugigkeit. 

Um kurz auf das Beispiel mit dem Federballspiel einzugehen, ... sicherlich ist die Berechnung des Balles in der Luft mit nur einem Auge schwieriger, aber ohne Probleme möglich. Wie die Tiefenwahrnemung hauptsächlich funktioniert habe ich ja schon kurz erklärt. Beim Tischtennis ist der Anspruch um ein vielfaches größer. Kleineres Objekt, weniger Kontrast, höhere Geschwindigkeit. Und doch ist es möglich mit nur einem Auge recht passabel zu spielen. Wer dies nicht glaubt, kann gerne eine Runde mit mir spielen Wink

Plötzlich auftretendes Stereo-Sehen im adulten Alter ist nur möglich "wenn beide Augen funktionieren". Die Gründe warum dies eine Zeitlang nicht funktioniert sind sehr vielfältig. Darunter fällt ja auch das Schielen, welches sich ja inden meisten Fällen gut behandeln lässt. 

Außer Frage steht aber auch, dass man mit zwei Händen besser tastet, mit zwei Ohren besser hört, mit zwei Beinen besser geht und mit zwei Augen besser sieht !

 

beste Grüße

sebastianD

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo sebastianD.,

 

...  Ich stimme Ihnen auch voll zu, dass unser visuelles System mit voll ausgebildeter Stereopsis wesentlich leistungsfähiger arbeiten kann. Und das Sehen als Vorgang weniger "mühevoll" ist und weniger Zeit und Energie verbraucht wird ...

Fragt sich, wer hier beim Sehen mehr Zeit und Energie verbraucht: Derjenige, der ohne Stereosehen versucht, einen Schlüssel ins Loch zu stecken oder derjenige, der volles Stereosehen hat und es in vielen Situationen (gerade heute in der modernen Welt, z.B. beim Lesen einer flachen, also nicht 3D, Zeitungsseite) gar nicht braucht.

 

Und nun eine kleine "Aufmunterung" an all diejenigen, die kein Stereosehen haben:

... Natürlich ist Stereo-Sehen kein "nice-to-have-Feature" die Evolution hat sich ganz sicher etwas dabei gedacht ...

Natürlich hat sich die Evolution dabei etwas gedacht! Beispiel Raubkatze: Sie schleicht sich möglichst dicht an die Beute ran und der Sprung auf die Beute muss absolut zielsicher erfolgen, also die Raubkatze braucht Stereosehen. Bei ihr sind die Augen nebeneinander vorne am Kopf, so dass sich die Sehbereiche der beiden Augen in einem grossen Winkel überschneiden und Stereosehen möglich ist. Gegenbeispiel: Das Fluchttier Pferd. Bei ihm sind die Augen seitlich angebracht, es gibt fast keine Überschneidung der Sehbereiche beider Augen, dafür eine fast vollständige (es ist fast nur der eigene Körper im Weg - daher nie von hinten ans Pferd rantreten) Rundumsicht. Sehr wichtig, wenn man den Feind rechtzeitig erkennen können muss.

Und wo liegt nun die Aufmunterung? Beim Pferd: Trotz fehlendem räumlichen Sehen ist es in der Lage, Position und Entfernung von Gegenständen zu erkennen. Wenn ich auf einer Galoppstrecke einen dickeren Ast querliegen sah, habe ich mir nie einen Kopf darum gemacht, ob mein Pferd die Position dieses Astes richtig erkennt - es hat immer funktioniert. Ich musste dazu nicht, wie Profireiter es machen, Tempo und Schrittlänge des Pferdes so anpassen, dass es ohne Stolpern darüber wegspringt. Fehlendes Stereosehen beim grossen Kumpel unterm Sattel? Kein Thema!

 

donquichote

Bild des Benutzers sebastianD.
Verbunden: 5. August 2011 - 23:29

@ donquichote

Fragt sich, wer hier beim Sehen mehr Zeit und Energie verbraucht: Derjenige, der ohne Stereosehen versucht, einen Schlüssel ins Loch zu stecken oder derjenige, der volles Stereosehen hat und es in vielen Situationen (gerade heute in der modernen Welt, z.B. beim Lesen einer flachen, also nicht 3D, Zeitungsseite) gar nicht braucht.

.. wird denn nicht für "niedere Sehaufgaben" die Stereopsis "deaktiviert" ? Ich hörte unser Körper verbraucht immer nur soviel Energie,  wie gerade nötig ist. Smile

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo sebastianD.,

 

keine Ahnung, ob da was abgeschaltet wird. Vielleicht?

 

donquichote

Bild des Benutzers Steen Aalberg
Verbunden: 15. Januar 2007 - 17:09

 

Um kurz auf das Beispiel mit dem Federballspiel einzugehen, ... sicherlich ist die Berechnung des Balles in der Luft mit nur einem Auge schwieriger, aber ohne Probleme möglich. Wie die Tiefenwahrnemung hauptsächlich funktioniert habe ich ja schon kurz erklärt. Beim Tischtennis ist der Anspruch um ein vielfaches größer. Kleineres Objekt, weniger Kontrast, höhere Geschwindigkeit. Und doch ist es möglich mit nur einem Auge recht passabel zu spielen. Wer dies nicht glaubt, kann gerne eine Runde mit mir spielen Wink

beste Grüße

sebastianD

Hi SebastianD

Ich mögte gerne wissen welschen kvalitativen visuellen Unterschieden du spürst wenn du dein "schechtes Auge" ganz abdeckt (mit Klappe oder ähnliches)

LG

Steen

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Hallo zusammen

Finde es nicht so toll, dass hier im Moment nur über den funktionellen Nutzen von Stereosehen diskutiert wird (sicherlich war der Nutzten früher höher, als wir noch von wilden Tieren flüchten bzw. diese bekämpfen mussten; vielleicht wird es auch wieder bedeutsamer, wenn plötzlich dann in 10 - 20 Jahren 3D Bildschirme oder Projektionen im Büroalltag Einzug halten). Über Sinn und Zweck übers 3D-Sehen könnt ihr ja gerne einen eigenen Thread eröffnen.

Elisa (57) und ich (46) haben erst seit kurzem das Stereosehen geschenkt erhalten. Ich war bis vor kurzem nicht in der Lage, 3D in irgendeiner Form zu sehen. Heute staune ich einfach nur noch und bin überwältigt, wenn ich durch den Wald spaziere, oder Menschen, Tiere und andere alltägliche Objekte betrachten darf usw. Jetzt bin nicht mehr einfach Zuschauer vor einem HD-Panaroma-Bildschirm mit Einheitsabstand von gefühlten 100 cm, sondern bin mitten im Geschehen. Ich möchte - trotz momentan sensorischer Überladung und Anstrengung während der Angewöhnungsphase - sicherlich nicht mehr zurück zu Mono.  Das Stereosehen ist nicht nur einfach hübsch, sondern im Alltag einfach auch ganz schön nützlich.

Ich habe diesen Thread eröffnet, weil ich einfach überwältigt bin über diese neue Art des Sehens, eine Art, welche für die meisten Leute fast selbstverständlich ist. Elisa und ich sind mehr oder weniger zufällig zum Stereosehen gekommen. Ich hatte früher vielen Leuten vergeblich versucht zu erklären, wie ich als 2D-Sehender die Welt wahrnehme. Das Stereosehen konnte ich mir vorstellen; aber letztendlich ist es nun überwältigender, als ich mich dies je vorstellen konnte.

3 Jahre intensive Sehschule (1973 - 1976) brachte meine Sehschwäche von 0,06 auf beinahe 1.0. Ein grosser Dank den damaligen Augenärtzen des Universitätsspitals Zürich. Das war ein riesen Geschenk und lange Jahrzehnte meine "Lebensversicherung", falls das gute Auge mal kaputt gehen würde. Stereosehen klappte aber trotz vielen Abklärungen und Test auch Jahre danach nicht. Da mein Vater von Erstberuf Fotograf war, wussten wir beide genau, wovon wir sprachen. Im Alter von 20 Jahren hatte ich mich längst damit abgefunden und kam auch so gut durchs Leben. Und dann kam in diesem Jahr das völlig unerwartete neue Sehen.

Vielleicht hätte mein Gehirn schon vor Jahren auf Stereosehen umgeschaltet, wenn ich früher ins 3D-Kino gegangen wäre. Keine Ahnnung - vielleicht war mein Gehirn noch gar nicht so weit. Aber ich wollte früher nicht gehen, weil ich nicht unnötig mehr für einen Film zahlen wollte, nur um zu sehen, dass ich nicht 3D sehe und vielleicht neidisch in die Sitzreihe schauen würde. Doch eines Tages bin ich mit meinem 6-jährigen Sohn dann doch einmal gegangen, weil schliesslich er das Vergnügen haben sollte. Dann kam die grosse Überraschung für mich.

Bei Elisa und mir war es ein Zufall - oder ein spontanes Geschenk von oben. Ich hoffe, dass dies noch viele andere erleben dürfen. Allein im Deutschsprachigen (D, A, CH) leben ein paar Millionen Menschen ohne Stereosicht. Die meisten von Ihnen führen trotzdem ein gutes Leben. Aber wenn nur 1/1000 dieser Menschen das Glück bekommt, doch noch das Stereosehen zu erlangen, dann reden dabei wir hier von einigen Tausend Menschen.

Also, lieber Leser, wenn Du wegen latentem Augenschielen nicht 3D sehen kannst, gib nicht zu schnell auf. Irgendwann klappt es vielleicht doch noch! Der Auslöser kann das Kino sein, vielleicht eine richtige Prismenkorrektur oder im Normalfall einfach eine gründliche (erneute) Untersuchung bei einem (anderen) Spezialisten.

Und wenn es dann noch nicht klappen sollte, dann hast Du’s wenigstens versucht und darfst weiterhin Stolz sein, dass Du trotz visueller Beeinträchtigungen dein Leben gut meistern kannst!

Herzliche Grüsse

Thomas Hertig, Wabern, Schweiz

 

Noch Fragen?

 

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Hallo Leute

Als ich heute Nachmittag die neueren Postings über "Sinn und Nutzen" des Stereosehens las, dachte ich für mich: So können nur Leute schreiben, der den Unterschied zwischen Stereosehen und Stereoblindheit nicht aus persönlichem Erleben kennt. Die Erklärungen sind sicher interessant und zum Teil auch hilfreich - aber eben doch an der eigentlichen Sache vorbei. 

Ich konnte auch Autofahren, Badmington spielen, Skifahren, Tischtennis spielen usw. Das ist nicht, was den Unterschied ausmacht. Der Unterschied ist eine ganz andere Wahnehmung der Tiefe, der Masse, des Raumes, des Gegenübers, der Bäume, der Pflanzen, der Tiere und eine ganz andere Wahrnehmung der eigenen Person im Raum und im Sein. Tom hat so schön beschrieben, dass er jetzt mittendrin ist und "nicht mehr einfach Zuschauer vor einem HD-Panaroma-Bildschirm mit Einheitsabstand von gefühlten 100 cm". Besser kann man den Unterschied fast nicht beschreiben. Bei mir ist eine unsichtbare Grenze zwischen mir und der Welt verschwunden. Ich gehöre dazu. Vorher war immer das Gefühl, ich sei "draussen" und der Rest der Welt stehe mir gegenüber.

Nun noch zum rein materiellen "Sehen": Ich sehe jetzt viele Dinge zum allerersten Mal in meinem Leben, obwohl ich sie schon tausendmal hätte sehen können. Sie waren da. Aber ich nahm sie einfach nicht wahr. Wenn mir jemand sagte: "Siehst Du dort drüben hinter dem Baum, das Haus...." - ja, dann sah ich es. Aber von selber sah ich es nicht. Wie soll ein Stereoblinder verstehen, dass er gewise Dinge einfach nicht wahrnimmt, die für andere selbstverständlich sind? Da er sie nicht wahrnimmt, weiss er ja nicht, dass sie da sind. Wie soll einer mit Stereosicht verstehen, dass ein Stereoblinder irgendetwas vor der Nase einfach nicht sieht? Es ist ja so eindeutig da!

Dass all das nicht nachvollziehbar ist für Menschen, die den Unterschied nicht selber erlebt haben, ist verständlich. Sicher hat der Mensch und auch das Gehirn ungeahnte Möglichkeiten zu kompensieren und sich das Leben einzurichten - aber es ist eben doch nicht das gleiche. Wer nur Kaffeeersatz aus Eicheln, Malz und Gerste kennt, kann nicht über richtigen Kaffee diskutieren. Und wer nur richtigen Kaffee getrunken hat, kann nicht nachvollziehen, wie der Ersatz schmeckt...

Elisa

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo Elisa,

 

... Als ich heute Nachmittag die neueren Postings über "Sinn und Nutzen" des Stereosehens las, dachte ich für mich: So können nur Leute schreiben, der den Unterschied zwischen Stereosehen und Stereoblindheit nicht aus persönlichem Erleben kennt. Die Erklärungen sind sicher interessant und zum Teil auch hilfreich - aber eben doch an der eigentlichen Sache vorbei ...

Als ich die Sache mit dem Stereosehen oder Nichtstereosehen im Tierreich schrieb, bezog ich mich vor allem auf diesen Satz von sebastianD.:

... Natürlich ist Stereo-Sehen kein "nice-to-have-Feature" die Evolution hat sich ganz sicher etwas dabei gedacht ...

Das war wirklich nur zur Erklärung dieses Satzes gedacht. Vielleicht hätte ich die Sache mit der "Aufmunterung" nicht schreiben sollen, aber sie war weder hämisch, noch verletztend, noch lächerlich oder sonst was gemeint, sondern einfach nur ganz ehrlich. Entschuldige bitte, falls ich Dir oder anderen versehentlich auf die Schuhe getreten bin.

 

donquichote

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Hallo Don Quichote

Danke für Dein Post. Nein, verletzt bin ich in keinster Weise. Ich habe aber generell (nicht nur hier im Forum) den Eindruck bekommen, dass die Problematik unterschätzt wird.

Wenn ich dran denke, dass im Laufe meines Lebens mindestens 2 Augenärzte und 3 Optiker die Chance hatten, mittels einer kleinen Korrektur mein Leben total zu verändern, dann gibt mir das schon zu denken. Auch als ich meinen letzten Optiker (Nr. 3) anrief, und ihm mitteilte, ich bin zu einem anderen Optiker und der hat Winkelfehlsichtigkeit diagnostiziert, kam die Antwort: "Ja, der, ach weisst Du, der hat so spezielle Ideen". Als ich sagte, ich sehe jetzt aber räumlich und vorher nicht, meinte er: "Aber das habe ich doch getestet!" Jaja, 08/15 Testung,  das, was man mal in der Grundausbildung der Optiker-Schule vor 40 Jahren gelernt hat (allgemeine Aussage, nicht auf meinen 3. Optiker bezogen. Ich bin hier bewusst etwas plakativ). Und die, die sich mehr Wissen angeeignet haben und die entsprechenden Testungen vornehmen, die werden als "Geldmacher" und "Abzocker"  abgestempelt (nicht hier im Forum - ich habe viel gegoogelt). Wie Tom beschrieben hat: Augenarzt zu ihm: "Gehen sie ja nicht zu einem Optiker, der verkauft ihnen nur eine teure Brille!"

Wenn 3-5% der Bevölkerung stereoblind sind, so macht das in der Schweiz um die 300'000 Personen. Wenn nur 1% davon mit kleinen Massnahmen wie bei mir das Stereosehen wieder erlangen könnten, dann wären das 3'000 Leute. Nur in der Schweiz. Massiv verbessserte Lebensqualität. Ein normales Leben führen. Sich im Alltag 100x besser fühlen. Mehr Selbsicherheit. Kurz: Ich bin überzeugt, dass das Leben eines Stereoblinden ganz anders verlaufen würde, wenn er Stereosehender wäre. Bei mir kamen noch die Beschwerden der Winkelfehlsichtigkeit dazu. Was genau von was kam, ist natürlich für mich nicht wirklich auseinanderzuhalten.

Elisa

 

Bild des Benutzers Eberhard Luckas
Verbunden: 29. September 2002 - 0:00

Hallo alle zusammen,

nur noch eine Erklärung. Wer plötzlich meint, binokulares Einfachsehen zu erreichen, hat das als Kind (meist in der Prägungsphase) längst gelernt. Irgendwann ist das verloren gegangen, wegen eventl. falscher Bríllenkorrektion oder Nichtkorrektion. Klar springt solch eine binokulares Einfachsehen wieder voll an, wenn die Korrektion dann mal wieder stimmt.

Einfach gesagt: Was man einmal gelernt hat, kommt auch wieder.

Viele Grüße

Eberhard

Bild des Benutzers -Moni-
Verbunden: 21. August 2012 - 14:14

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal kurz was zum Stereo-Sehen sagen. Es ist toll zu lesen, wie ihr euer Leben neu erfahrt nur durch die plötzliche Wahrnehmung der Welt in 3D. Aber im Grunde genommen macht die Stereopsis nur einen ganz geringen Teil des täglichen Sehen's aus. Der größte Anteil der menschlichen Tiefenwahrnehmung funktioniert auch ohne diese. Und zwar hat das visuelle System "gelernt" Dinge die wir sehen zu "bewerten"  Zum Beispiel nach Größe, Struktur, Überdeckung, Farbe, Schatten, und im Vergleich zum umgebenen Raum. (um nur ein paar Dinge zu nennen) 

Unser Visuelles System, bei dem unser Gehirn den größeren Teil ausmacht, ist unterbewusst ständig damit beschäftigt unsere Seheindrücke zu bewerten. Eine riesen Leistung !!

Also erlernen auch Menschen ohne Stereopsis "räumliches Sehen" einfaches Beispiel: Ein Baum der weiter weg steht wird kleiner wahrgenommen, als ein Baum der näher steht. Man erkennt den Größenunterschied und das Gehirn lernt "aha groß = näher dran" und dieses Grundprinzip wird auf alle anderen Dinge übertragen.

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Sorry, irgendwie klappt das Zitieren nicht, daher das Zitat mit dem Strich abgetrennt.

Ganz so einfach ist das aber nicht. Natürlich lernt das System zu beurteilen dass wenn ein Baum grösser ist als der andere dieser näher ran sein muss. Was aber nun wenn zwei Bäume im Abstand von etwa 100m (oder auch mehr) hintereinander stehen, der Vordere aber dennoch kleiner ist als der Hintere? Dann wird plötzlich dieser Seheindruck völlig falsch bewertet weil das Gehirn meint, größer = näher, kleiner = weiter weg. Und auch das mit Struktur und Schatten ist ja nicht immer gleich, mal ist der Schatten links, mal rechts, mal kleiner, mal größer, die Struktur kann sich je nach Entfernung oder Blickwinkel auch ändern, es kommt auch dabei schnell mal zu Täuschungen.

Das mal nur als kl. Beispiel. Es kann so zu enormen Täuschungen kommen was einem auch das Leben erschweren kann weil es eben in manchen Situationen zu Fehlinterpretationen und falschen Bewertungen kommt.

Auch wenn räumliches Sehen nicht perfekt ausgebildet ist und nur eingeschränkt besteht erleichtert es doch einiges gegnüber garnicht vorhandenem. Von daher sollte man immer versuchen schon im Kindesalter das Bestmögliche raus zu holen es würde etlichen Kindern und später Erwachsenen vieles erleichtern.

Und ja ich freue mich für die Beiden hier, die das räumliche Sehen jetzt noch, oder wieder, erlangt haben und wünsche ihnen dass es so bleibt. Genießt es. Man sieht so die Welt mit ganz anderen Augen.

LG

Moni

P.S. Ich persönlich bin meiner Mutter sehr Dankbar dafür dass sie damals mit mir als Kind von einem zum andern gerannt ist, mit Untersuchungen, Sehschule, Op's und allem drum und dran um das Bestmögliche raus zu holen was machbar war (und das war damals für sie sicher nicht einfach und manchesmal enorm Stressig). Auch wenn es später als ich Älter war wieder schlechter wurde möchte ich nicht wissen wie es heute wäre wenn damals nichts gemacht worden wäre. so habe ich aber die Möglichkeit die Verschlechterung wieder auf den vorherigen Stand zu bringen.

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

@ Moni & alle

Herzlichen Dank für Dein Statement und die anschaulichen Erklärungen. Ja, es gibt tatsächlich einige Bereiche, bei denen man mit den Hilfsrechnungen (grösser als, Schatterierung, Überlappung etc.) einfach nicht ausreichen. Für mich die schönste und eindrücklichste Erfahrung ist der Wald; da gibt es so viele verschiedene Ebenen und unterschiedlich dicke Bäume, Äste etc. Da war ich die letzten 40 Jahre (oder mehr) mit meinen Hilfsrechnungen nicht weit gekommen. Heute einfach überwältigend so ein Wald (leider eine Selbstverständlichkeit für die meisten Leute).

Ist schön, dass Du dass alles schon früher erleben durfttest.

@ alle

Der "funktionale Nutzen" beim Sehen des Waldes in Stereo ist natürlich nicht existenzielll. Es ist einfach beeindruckend, schön, entspannend etc. Vielleicht vergleichbar mit mit der Innenausstattung einer Wohnung: Da ist auch nicht jeder Gegenstand existenziell. Bilder, Planzen, schönes Design, Farbgestaltung etc. haben einfach den Nutzen uns gut zu tun; sind einfach schön fürs Auge und die Seele. So ist es heute wohl auch mit dem Wald in 3D (nur viel, viel schöner).

Beim Autofahren merkte ich (auf kurzen Teststrecken) jedoch den unmittelbaren Nutzen deutlich. Und konnte auch mit 2D Autofahren; dort spielten Grösse und Perspektive eine wichtige Rolle, um die Distanzen besser einschätzen zu können (die Autos werden ja nicht unendlich gross oder klein gebaut). Aber jetzt sah ich die die einzelnen Autos, aber auch Ampeln, Abschrankungen etc. viel einfacher, deutlicher und schneller als vorher. Das Stereosehen trägt also zur Verkehrssicherheit bei; also grosser funktionaler Nutzen, auch wenn ich bisher unfallfrei gefahren war.

 

@ Eberhard Luckas & alle

Ja, auch ich gehe davon aus, dass ich als Baby das 3D-Sehen gelernt hatte. Da ich aber mit 1/2 bereits schielte (gem. Krankenakte), erst mit 3 Jahren das erste mal beim Augenarzt war und nicht wirklich richtig behandelt wurde, hatte ich mit 6 1/2 Jahren links noch eine Sehschärfe von 3/50 (~ 6%), also schon fast erblindet. Irgendwann zwischen 0,5 und 6 (max) Jahren muss ich sicherlich 3D gesehen haben. Aber daran kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern.

Die Amblyopie konnte dann durch verschiedene Therapien (Blenden, Abdecken etc.) auf fast normale Sehschärfe gebracht werden. Doch weder Simultansehenn, noch Fusion geschweige denn Stereosehen waren für mich damals (auch mit nahezu 100 % Sehschärfe (Zahlen, jedoch nicht eng beieinander)) möglich; Diplopie war nicht auslösbar --> anomale Korrespondenz war gesetztes Programm.
Auch Prismentests wurden eingesetzt
, ohne Erfolg. Die Suppression war einfach zu stark (und ist für Strabisten ja auch normal). Habe eine Kopie der Unterlagen aus zig Tests aus der Zeit, als ich zwischen 7 und 10 Jahren sehr häufig in der Augenklinik war.

Vermutlich hat sich mein Gehirn in den letzten paar Jahren irgendwie verändert; vielleicht auch, weil mein rechtes Auge langsam alterssichtig wurde. Ich konnte dann zwischendurch auch mal auf links umschalten, ohne das rechte Auge zuzudrücken. Vielleicht hätte ich ab dem Zeitpunkt Stereosehen können, wenn ich die richtige Brille (mit Prisma) gehabt hätte (ist natürlich reine Spekulation). Aber mein heutiger (bzw. mein Ex-) Augenarzt hatte kein Interesse, das näher zu untersuchen (Brillenträger + latentes Schielen + Amblyopie seit ich 3 war = kein 3D Seheh mehr möglich, meinte dieser noch vor 1 1/2 Jahren). 

Schliesslich war es dann ein 3D-Film im Kino, der das Gehirn wieder Simultansehen, Fusion und schiesslich auch 3D-Sehen ermöglichte. Dabei griff das Gehirn selbstverständlich auf noch vorhandene Synapsen zu.

Da einige krasse Szenen in den heutigen 3D-Filmen auch von Leuten mit einer schlechten einseitigen Sicht als 3D erkannt werden, könnten diese vielleicht mal als Therapieform verwendet werden (vgl. auch Bericht über Bruce Bridgeman). Ich kenne z. B. jemand, der mit einem Visus von 0,3 (auf dem schwächeren Auge) die 3D-Film-Effekte sieht.  Ein 3D-Film ist einfach auch weniger anstregend als die Sehschule, dafür sind die Effekte neu und krasser als der gewohnte Alltag.

Interessanterweise sind die Leute, von denen ich gehört habe, die seit ihrer Kindheit stereoblind waren, und dann als Erwachsene - plötzlich  - Stereo sehen konnten, mind. in ihren 40er: Ich bin 46, Elisa 57; Sue Barry 48, "Cindy" 48, Bruce Bridgeman 67. Nur bei Elisa war es einfach nur die falsche Brille (sie konnte aber vorher schon simultan sehen)! 
Sue Barry hatte ja alles mögliche ausprobiert. Also zu meinen, es brauche einfach nur die richtige Brille, ist schon ein wenig zu kurz gegriffen. Wenn die Suppression im Gehirn als Prozess einfach zum Standard gehört, hilft keine Brille der Welt. Da braucht es schon irgendwie einen anderen, neuen Impuls.

Ich würde meinen, dass die Neurologen hier gefragt sind. Sprich: Augenärzte, BITTE, BITTE arbeitet doch einfach mit Neurologen Hand in Hand! Gemeinsam erreicht ihr mehr (und erkundigt euch auch bei den Psychologen, damit ihr nachvollziehen könnt, welch krasse Veränderung ein plötzliches Stereosehen mit sich bringt.

 

@ alle

Was ich nicht verstehe: Ich schiele laut neuesten Tests mind. 17 Grad (eso). Evtl. sind es jedoch weit mehr, weil ich ja durch das Stereosehen die Augen anpassen (?). Das Prisma habe ich erst seit knapp 2 Wochen und sehe dabei noch stärker räumlich; aber Stereo sehe ich inzwischen schon 8 Wochen. Wie ist das möglich bei diesem Fehlwinkel?
 

 

Bild des Benutzers -Moni-
Verbunden: 21. August 2012 - 14:14

Ich denke Stereosehen hat auch unterschiedliche Varianten/Qualitäten. Ich selber habe jetzt Jahrelang alternierend extrem nach aussen geschielt, hatte aber dennoch Stereosehen. Auch wenn ich nur mit einem Auge fixieren konnte (auch jetzt meißt noch) wurde das andere (schielende) Auge nicht vollständig unterdrückt sondern der Seheindruck, den dieses lieferte, mit einbezogen. Ist schwer zu erklären wenn man es so nicht selber kennt. Also einen bestimmten Punkt oder Gegenstand konnte ich immer nur mit einem Auge fixieren aber alles andere was drumherum war habe ich mit beiden gleichzeitig gesehen und wahrgenommen. Das hat sich jetzt nach der Op auch extrem gebessert weil die Augen zumindest optisch jetzt gerade stehen. Laut Orthoptistin gibt es nur noch eine minimale Höhenabweichung (die man kaum sieht wenn man es nicht weiß und genau drauf achtet) und je nach Tagesform, Anstrengung und Licht wandert das linke noch ab und zu minimal nach aussen (aber eher selten). Heißt es ist immer noch nicht hundert prozentig aber mit ein wenig Konzentration schaffe ich es mittlerweile kurzzeitig auch beidäugig zu fixieren, allerdings nur in gewissem Abstand und gewisser Grösse des Objekts, bei zu nahen Gegenständen, oder zu kleinen, klappt das noch nicht.

Aber auch so, hat sich das räumliche Sehen schon in manchen Situationen extrem verbessert.

Ich war von Geburt an Beidäugig Innenschieler und war schon mit knapp 1 Jahr deswegen in Behandlung. mit 3 Jahren erste und zweite Op und mit 4 Jahren dritte, danach standen die Augen soweit parallel das ein Laie vom Schielen nichts mehr erkennen konnte. Auch hatte ich durch die frühen Behandlungen immer auf beiden Augen volle Sehkraft so das ich später nie eine Brille brauchte (Die trug ich nur bis kurz bevor ich in die Schule kam aber selbst meine Mutter weiß nicht mehr wofür die war, da keine Sehschwäche vorhanden war). Wie gesagt war dann irgendwann wohl räumliches Sehen vorhanden was ich nie ganz verloren habe. Es hat sich nach der Verschlechterung nach aussen nur etwas verändert.

Also auch mit Schielen kann man noch räumliches Sehen haben, nur eben in einer anderen Qualität.

Bild des Benutzers Marco25
Verbunden: 26. September 2012 - 22:31

Hallo!

Sehr interessanter Thread:)

Ich habe einen ähnlichen Befind wie tom.hertig (ein Auge ist amblyop; Innenschielen; SW auf 1 Grad im Kindesalter durch eine Augenmuskel-OP operiert, Weitsichtig. kein Stereosehen - > funktionell einäugig <-> nur manchmal meldet sich das "abgeschaltete" Auge, aber da kein Stereosehen möglich ist, kommt es dann zu Doppelbildern...).

 

Nun wäre meine Frage:

Habt ihr denn bei solchen Selbstversuchen mit Hilfe von diesem Bestsellet-Buch von Sue Barry keine Angst, dass sich die Lage verschlechtern könnte?

Zb. könnte es statt zum Stereosehen zu vermehrten Dopppelbildern kommen...

Evtl. könnte ich bei manifestem Schielen auch der SW vergrößern,so dass dieser kosmetisch auffällig werden würde?

Aufgrund vielen Berichten, fühle ich ,dass auch schon heute auf diesem Gebiet mehr getan werden könnte, als die Schulmedizin offiziell vorgibt (dort gilt zum Bsp. mein Fall längst als befriedigend abgeschlossen),

jedoch bin ich auch skeptisch, man durch das Ausnutzen von Ängsten/Hoffnungen von Menschen im generellm ökologisch sehr erfolgreich sein kann....

Trotzdem ist es für mich persönlich unfassbar, traurig und sehr ärgerlich, dass ich über diese Thematik viel viel viel mehr weiß, als mein AA -> das sollte so einfach nicht sein.

 

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Hallo Marco25

Bin natürlich kein Experte, nur weil ich jetzt 3D sehen kann. Aus eigener Erfahrung kann ich Dir einfach sagen, dass die Unterschiede zwischen echtem 2D und echtem 3D einfach überwältigend sind (überwältigend ist auch wörtlich zu verstehen; nicht so marginal, wie manchmal behauptet). Und ich finde auch, dass die Fachwelt hier viel zu wenig Interesse zeigt.

Ich würde aber auf alle Fälle einen Spezialisten aufsuchen, d. h. z. B. einen Optometristen, Optiker oder einen guten Augenarzt, der was von Stereosehen versteht, bevor du gross mit Selbstversuchen startest. Vielleicht brauchst Du ja doch eine neue Brille, vielleicht ist der Schielwinkel grösser und sollte korrigiert werden

Das Buch von Sue Barry würde ich so oder so empfehlen; da steht auch viel Spannendes, Allgemeines über die Augen, das Gehirn und das Zusammenspiel der beiden Parteien drin. Als Bio-Neurologin ist sie natürlich dafür prädestiniert und hat vielen Augenspezialisten ziemlich was voraus (weil diese sich häufig nur mit der Hardware befassen). Training ist m. E. auch wichtig (stell dir vor, jemand hatte lange Jahre einen gelähmten Fuss, der sich plötzlich wieder meldet - da wäre es selbstverständlich, dass der sofort in die Physio gehen kann; nur bei den Augen haben viele Leute das Gefühl, das Stereosehen ginge bei richtiger Hardware einfach von alleine oder eben gar nicht). 

Punkto Doppelbilder: Angst habe ich nicht, aber schon Respekt. Da gehen die Meinungen aber auseinander:

  • Der Visualtrainer meint: Super, ist ja, wenn man (noch) nicht 3D sieht, eine notwendige Bedingung die zeigt, dass das Gehirn fähig ist fürs Simultansehen. Kommt schon gut.
  • Der erste Augenarzt schenkte dem keine Bedeutung; bzw. Augentraining ist eh nichts für sie in ihrem Alter.
  • Augenarzt der Uniklinik: Ups, aufpassen, sollte einfach nicht zur Gewohnheit werden, sonst bleibt's noch.

Wer hat Recht? I don't know.

Ich beobachte mich, so gut es geht; DBs haben bei mir meist mit abflauender Konzentration zu tun; dann einfach Oklusion drauf oder Augen entspannen. Aber wenn's schlimmer würde, werde ich natürlich sofort bei der Uniklinik anrufen.

Dass sich der SW einfach so vergrössert, glaube ich kaum.

Hoffe, ich konnte dir als Laie ein wenig weiterhelfen. Aber hier im Netz gibt es natürlich viele erfahrene Experten.

Warst Du schon denn schon mal im 3D-Kino?

Viele Grüsse

Tom

Bild des Benutzers Marco25
Verbunden: 26. September 2012 - 22:31

Hi!

 

Danke fürs Antworten - ich bin persönlich noch nie im 3d-Kino gewesen - kanns irgendwann mal versuchen:)

 

ggf. hole ich mir aus Interesse das genannte Buch.

Ob ich darüberr hinaus was machen werde, weiß ich noch nicht und würde von bestimmten Infos abhängen, die kaum zu bekommen sind, denn:
-> entweder die Medizin ist noch nicht so weit und eine Heilung "unserer" Problematik ist wirklich nur Science Fiction (das würde einschließen, dass der geringe %-Satz von Experten , die hier mehr zu wissen vorgeben, letztendlich leider nur Scharlatane und gute Geschäftsleute wären),

oder aber die wenigen % haben recht und es ist hier wirklich mehr möglich, als die Schulmedizin vorgibt <-> dies mit absoluter Sicherheit zu recherchieren ist aber schlichtweg für den Laien doch einfach nicht wirklich möglich.

Ein Risiko könnte ich hier zb. nicht eingehen, denn klar:

3D-Sehen mag unendlich mal besser, schöner, klarer, überwältigender und noch vieles mehr als 2D-Sehen sein, doch trotzdem ist meine jetzige Situation irgendwo akzeptabel:
SW konstant bei 1 Grad, also nicht auffällig (wird alle 6 Monate überprüft - das ist mir wichtig, weil ich beruflich viel mit Menschen zusammenarbeiten werde (ich studiere Psdychologie) und die Augen nicht nur ein Funktionsrogan darstellen, sondern auch eines der wichtigsten Kommunikationsorgane sind....) und kaum Doppelbilder.

Da ich nun kein 3D-Sehen kenne, vermisse ich nichts (auch wenn ich dir sofort glaube, wenn du sagstm dass der Unterschied einfach schier unfassbar groß ist).

Jedoch wäre es nicht gut, wenn sich bzgl. den genannten Parametern (unauffälliger SW und kaum DP) etwas ins Negative verändern sollte.

Beides soll schon bei Augentraining vorgekommen sein (falls divesre Beiträge in Foren korrekt sind...)

 

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Hallo Marco

Kein Problemn, ich wollte dich ja keinesfalls zu 3D überreden.

Aber das mit den Doppelbildern solltest Du schon mal abklären. Das sollte nicht sein; und du dürftest vermutlich ich auch nicht Autofahren.

Schaue aber gut zu beiden Augen, denn ich kenne jemanden, der bei einem Unfall das gute Auge verloren hat und auf dem schlechten nur so 0,4 sieht.

Mein SW beträgt seit Jahren mehr als 10 Grad; hat mich noch nie jemand darauf angesprochen, nicht einmal der Augenarzt. Auch anderen Personen, denen ich es dann gesagt habe, war es ehrlich nicht aufgefallen.

Da muss ja komischen Augenübungen machen, dass man plötzlich einen bleibenden, grösseren SW bekommmt. Der SW kann sich aber z. B. nach dem Einsatz von Prismen verändern, weil das Auge dann entspannter ist. Das ist bei mir der Fall, weswegen erst recht eine OP nötig ist.

Alles Gute & Grüsse

Tom

  

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo,

 

-moni-:

... Was aber nun wenn zwei Bäume im Abstand von etwa 100m (oder auch mehr) hintereinander stehen, der Vordere aber dennoch kleiner ist als der Hintere? Dann wird plötzlich dieser Seheindruck völlig falsch bewertet weil das Gehirn meint, größer = näher, kleiner = weiter weg ...

Wie stark macht sich das Stereosehen in der Ferne, eben z.B. ab 100 m, überhaupt bemerkbar?

 

donquichote

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Wie stark macht sich das Stereosehen in der Ferne, eben z.B. ab 100 m, überhaupt bemerkbar?

donquichote

 

Hallo donquichote

Die Antwort besteht aus zwei Wörtern: Sehr stark. Sogar auf 500m und einen Kilometer. So erlebe ich es jedenfalls. Der Hügel vis a vis ist mehrere hundert Meter entfernt (es liegt ein See dazwischen....). Früher war er eine Fläche, die unten anfing und im immer gleichen Winkel hochging bis zuoberst. Heute sehe ich, dass der Hügel terrassiert ist, ich sehe Landschaftsformationen. Wenn ich den Zeppelin sehe oder Wolken, so sind sie ebenfalls mehrere hundert Meter entfernt. Aber ich sehe sie nun im Raum hängen. Sie sind nicht mehr ein zweidimensionaler Fleck, der an das Himmelszelt angeklatscht ist.

Ich hatte früher keine Wahrnehmung der Tiefe, wenn also zwischen zwei Bäumen weit hinten irgendetwas zu sehen war, so sah ich es nicht. Oder die vor 4 1/2 Jahren gezügelten Putzmittel, die seither in einem Regal-Fach im Keller gestanden sind und die ich erst vor einer Woche wieder entdeckt habe. Ich erinnere mich schwach, dass ich sie ab und zu "gesehen" habe, aber so richtig wahrgenommen habe ich sie nicht.

Nun ist aber die Frage: Hat das mit den Augen zu tun oder mit der Weiterleitung bzw. Verarbeitung im Gehirn? Meine derzeit für mich aktuelle Hypothese ist, dass das ganze Kombinieren der von den Augen gelieferten nicht ganz übereinstimmenden Informationen früher für mein Hirn so anstrengend war, dass es sich entschied, gewisse Dinge einfach auszublenden. Und was in der Tiefe liegt ist nun mal nicht matchentscheidend für's Überleben. Ein entgegekommendes Auto oder der umgestürzte Baum auf dem Weg sind da viel wichtiger.

Wir haben ja schon in den Diskussionen weiter oben im Thread gesehen, dass wir die Dinge verschieden werten. Möglicherweise liegt dass daran, dass Du Dich auf die objektive Leistung der Augen konzentrierst - und das Auge sieht sicher gewisse Dinge, da hast Du recht. Aber ob das Hirn dann damit auch etwas macht oder es ausblendet - da liegt wohl der Casus Knackus. 

Elisa

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Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo,

 

donquichote wrote:

Wie stark macht sich das Stereosehen in der Ferne, eben z.B. ab 100 m, überhaupt bemerkbar?

 

Die Antwort besteht aus zwei Wörtern: Sehr stark. Sogar auf 500m und einen Kilometer.

das räumliche Sehen mit beiden Augen beruht doch u.a. darauf, dass das Gehirn zwei minimal verschiedene Bilder geliefert bekommt. Das gilt für die Nähe. Aber ab einer bestimmten Entfernung ist der Unterschied zwischen den zwei Bilder verschwindend gering, oder? Kommen somit in der Ferne nicht wieder hauptsächlich Dinge wie Grösse, Verdeckung, Schatten etc. zum Tragen? Also Dinge, die man auch mit nur einem Auge wahrnehmen kann?

 

donquichote

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

das räumliche Sehen mit beiden Augen beruht doch u.a. darauf, dass das Gehirn zwei minimal verschiedene Bilder geliefert bekommt. Das gilt für die Nähe. Aber ab einer bestimmten Entfernung ist der Unterschied zwischen den zwei Bilder verschwindend gering, oder? Kommen somit in der Ferne nicht wieder hauptsächlich Dinge wie Grösse, Verdeckung, Schatten etc. zum Tragen? Also Dinge, die man auch mit nur einem Auge wahrnehmen kann?

donquichote

 

Hallo donquichote

Ich habe mir genau die gleichen Fragen gestellt, und ich kann sie nicht beantworten. Was ich dazu denke ist : Offensichtlich hat die Wissenschschaft noch nicht alles herausgefunden. Im Auge hat es evtl. noch andere Mechanismen, die der Mensch bis jetzt noch nicht entdeckt hat.

Mein Erleben stimmt offensichtlich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht überein. In sollchen Fällen entscheide ich mich in der Regel für mein Erleben. ;-)  Die Wissenschaft stützt sich jeweils auf den neuesten Stand des Irrtums. In 100 Jahren hat sie andere Erklärungen.

Elisa

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Hallo zusammen

Der Unterschied auf 100m ist sicherlich gering. Aber da wir (Elisa und ich) vorher keine Stereowahrnehmung hatten, ist der relative Wahrnehmungsunterschied eben umso grösser.

Das mit dem Zeppelin hat sicherlich aber auch stark mit "motion parallax" zu tun.

Gestern schaute ich mir die Schlussszene von Titanic an, bei der die Kamera mit einem grossen Schwenker die Treppe hochschwebt. Diese Szene sah ich nun zu meiner Überraschung mit sehr viel Tiefenwirkung, obwohl es sich um die normale 2D-Fassung handelt. Ich hatte früher einfach nie gesehen, wie eine Treppe in 3D aussieht. Deshalb erschien mir diese „Treppenszene“ nun auch so neuartig räumlich.

Diese Vorstellung hat aber nur indirekt mit Stereosehen zu tun; aber ohne vorhandenes Stereosehen ist diese Tiefenwahrnehmung nur sehr beschränkt vorhanden. Weil ich während letzten 40 Jahren kein Stereosehen hatte, war mir auch diese Art Tiefenwahrnehmung unbekannt – heute ist sie eine beindruckende, faszinierende Alltäglichkeit.

Sue Barry beschreibt dieses Phänomen in Kapitel 7 ihres Buches: […] Diese Empfindung ist ähnlich der Fähigkeit „die Struktur der Bewegung zu sehen, sich also die 3D-Form vorzustellen, ein solides Objekt, indem man deren sich bewegende Schatten beobachtet […] dass die Fähigkeit, Tiefe durch Stereopsis zu sehen und die Struktur zu bestimmen verbunden sind [,]
Menschen mit schwacher Stereopsis haben einen Schwachen Sinn für die Struktur von Bewegung. Als ich Stereopsis erlangte, konnte ich während ich Videos anschaute mehr Tiefe sehen. Obwohl Filme und TV-Sendungen auf flachen Bildschirmen dargestellt werden, machte mir das Anschauen mehr Freude als vorher ohne Stereosehen (S. 76 deutsch bzw. S. 127 engl.)

Bild des Benutzers Elisa
Verbunden: 26. September 2012 - 22:28

Hallo Leute

Ich habe mich in den letzten Tagen stark an die 3d-Sicht gewöhnt. Schon gestern fiel mir auf, dass ich beim Walking nicht mehr alle 10 Meter stehen blieb (nur noch alle 50 Meter Wink ). Heute hatten wir eine Unterredung im Freien und ich bewunderte während des Gesprächs nicht einen einzigen Baum; ich war voll auf das Thema des Gesprächs konzentriert (wie sich das gehört).

Ich merke aber noch, dass ich stark müde werde, ich gehe davon aus, dass mein Gehirn noch ein Weilchen am Verarbeiten von neuen Eindrücken ist. Diese neuen Eindrücke sind für mich nun aber nicht mehr dermassen "umwerfend". Falls mich also in ein paar Jahren jemand fragt, wie lange es geht, bis man nach Erlangen der Stereosicht wieder halbwegs normal funktioniert, werde ich sagen: Rechne mal mit der Grössenordnung von 2 1/2 Monaten...

Elisa

PS: Falls jemand den Verdacht hegen sollte, ich falle zurück in 2d-Sicht: Bei mir liegen nun permanent Nadel und Faden auf dem Küchentisch und ich mache regelmässig einen Einfädeltest. Klappt auf Anhieb!

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Menschen mit schwacher Stereopsis haben einen Schwachen Sinn für die Struktur von Bewegung.

Hallo Tom,

ich weiß, daß dieses Zitat nicht von Dir, sondern von Sue Barry aus ihrem viel beachteten Buch ist. Dennoch frage ich mich, was das bedeuten soll. Handelt es sich hier nicht um eine haltlose Unterstellung? Wir entnehmen dem Satz, daß Bewegung eine Struktur hat, und das mag meinetwegen auch so sein. Etwas bewegt sich, und ich kann darin durchaus in einem gewissen Rahmen eine Struktur erkennen. Nun wird aber doch behauptet, daß Menschen mit wenig Stereosehen diese Struktur in der Bewegung nicht oder nur schlecht erkennen können. Mir macht das keinen Sinn. Bewegung kann auch ohne Stereo gesehen und erkannt werden, mit oder ohne Struktur. Und ich frage mich nun, ist das jetzt eine haltlose und völlig unreflektierte Unterstellung oder ist es nur leeres Geschwafel und Dahergerede. Denn wirklich reflektiert ist dieser Satz eindeutig nicht.

Da Du diesen Satz hier zitierst, solltest Du Dir ja darüber Gedanken gemacht haben und Deine Meinung interessiert mich.

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Hallo Jan

Nun, ich habe mich nicht philosophisch mit der Bedeutung "Struktur der Bewegung" auseinander setzen können; ist vermutlich etwas holprig ist Deutsche übersetzt worden. Ist ja für mich auch alles neu und überraschend. Vor 3 Monaten ging ich immer noch davon aus, dass ich nie 3D sehen würde. Jetzt suche ich nach Antworten, plausiblen Erklärungen sowie Erfahrungsberichten, die sich mit meinen neuen Erfahrungen decken.

Aber es ist halt einfach so, dass ich bewegte 2D-Bilder (z. B. rotierende Klötzchen oder Logos in der TV-Werbung) oder Kameraschwenker jetzt einfach viel räumlicher "sehen" bzw. visuell wahrnehmen kann als früher. Natürlich habe ich vorher Teile der Bewegung auch gesehen, aber mit wenig räumlicher Wirkung (das half auch mein gutes Vorstellungsvermögen aus der Geometrie schlussendlich nicht viel).
Hatte mein iphone früher schon zig mal in den Händen gehalten und rotiert; aber mit dem 3D-Sehen sieht die Bewegung heute einfach noch ganz anders aus. Dasselbe gilt für die Hände, das Besteck, die Brille, Banknoten, Bücher, Gläser, Bleistifte - einfach alles, was 3 Dimensionen hat und sich drehen lässt.
Ist die Bewegung mal im Gehirn gespeichert, sieht man die räumliche Bewegung bis zu einem gewissen Grade auch monokular oder auf Basis einer 2D-Filmsequenz. 

Die Passage aus Sue Barrys Buch drückt für mich dieses Phänomen der "Motion Parallax" daher sehr treffend aus; es deckt sich einfach haargenau mit meiner neuen Erfahrung. Deshalb habe ich diesen Bestseller auch zitiert. Als Arbeitstitel reicht für mich der Begriff "Struktur der Bewegung" vorerst aus, aber vielleicht kann das jemand ja noch besser beschreiben.

LG

Tom

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo tom.hertig,

 

...Aber es ist halt einfach so, dass ich bewegte 2D-Bilder (z. B. rotierende Klötzchen oder Logos in der TV-Werbung) oder Kameraschwenker jetzt einfach viel räumlicher "sehen" bzw. visuell wahrnehmen kann als früher. Natürlich habe ich vorher Teile der Bewegung auch gesehen, aber mit wenig räumlicher Wirkung (das half auch mein gutes Vorstellungsvermögen aus der Geometrie schlussendlich nicht viel) ...

Ist es nicht doch so, dass man, rein physikalisch betrachtet, auf einem Bildschirm stets das gleiche sieht, egal ob man Stereosehen hat oder nicht? Denn das Bild ist flach "auf der Scheibe". Da hilft alles Stereosehen nichts. Alle Kanten eines rotierenden Klötzchens sind auf der gleichen Ebene. Ist es nicht eher so, dass aufgrund des erworbenen Stereosehens das Vorstellungsvermögen nun besser funktioniert und einem im Fall eines Bildes auf einer flachen Ebene (Bildschirm) nur eine Räumlichkeit "vorgaukelt"? Wo bitte ist im Fall eines auf einem flachen Bildschirm dargestellten, rotierenden Klötzchens die Räumlichkeit? Sie ist in diesem Fall im Vorstellungsvermögen des Betrachters!

 

donquichote

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Hallo tom.hertig,

 

.... Ist es nicht eher so, dass aufgrund des erworbenen Stereosehens das Vorstellungsvermögen nun besser funktioniert und einem im Fall eines Bildes auf einer flachen Ebene (Bildschirm) nur eine Räumlichkeit "vorgaukelt"? Wo bitte ist im Fall eines auf einem flachen Bildschirm dargestellten, rotierenden Klötzchens die Räumlichkeit? Sie ist in diesem Fall im Vorstellungsvermögen des Betrachters!

 

donquichote

 

Hallo Donquichote

Ja, da hast Du Recht. Hier findet keine räumliche, physikalische Präsentation statt. Das wird im Gehirn einfach quasi so interpretiert. Da die flachen "rotierenden Klötzchen" ja in Wirklichkeit bzw. in der Natur nicht existieren, ist es für das Gehirn wohl naheliegend, diese trotz flacher Präsentation als räumlich wahrzunehmen (ist einfach mal so eine ad hoc Erklärung).

So viel ich weiss, geht man heute eher davon aus, dass unsere visuelle Wahrnehmung stark von unseren Erinnerungen abhängt. Da findet quasi ein ständiger Abgleich zwischen "alt" und "neu" statt.

Das merke ich auch stark beim Lesen. Aufgrund meiner Amblyopie am linken Auge, kann ich mit links nur schlecht lesen. Es funktioniert aber trotzdem, wenn mir die einzelnen Wörter vertraut sind. Fremdwörter oder neue Wortkreationen sind für mich mit dem linken Auge kaum lesbar; da kann mein Gehirn nicht aufs Gedächtnis zurückgreifen, sondern muss die Buchstaben einzeln entziffern, was dann aber nicht funktioniert.

Apropos Wörter: Auch auf anderen Wahrnehmungsgebieten arbeiten wir mit dem Erinnerungsvermögen:

Beispiel: Fukushima
Das hätte uns vor 2 Jahren vermutlich nichts gesagt. Heute sind wir sensibilsiert und können auf Erinnerungen zurückgreifen. Das Wort ist heute "gefüllt", auch wenn das Wort als solches früher auch schon existiert hat und sich daran auch nichts geändert hat. Geändert haben sich jedoch die Assoziationen. Da könnte jeder heute in kleines Essay zu Fukushima schreiben.

Deshalb liegt für mich der Schluss nahe, dass auch beim 3D-Sehen vieles von der Erinnerung abhängt. Ich vermute daher, dass die Müdigkeit, die Elisa und ich verspüren, im Zusammenhang steht mit der noch sehr jungen 3D-Erinnerung. Wir müssen uns anfangs quasi jedes neue Objekt neu merken; ist ist anstrengender, als wenn uns die Objekte bereits vertraut wären.

Einen vergleichbaren Effekt erleben wir z. B., wenn wir uns einer neuen Stadt bewegen. Das Gehirn kann zuwenig auf Erinnerungen zurückgreifen. Das kann am Anfang auch sehr ermüden.

 Aber das alles hat wenig mit der Optik i. e. S. zu tun, sondern vielmehr mit Wahrnehmung, die im Gehirn abläuft.

Lg

Tom

Bild des Benutzers Jan22
Verbunden: 16. September 2006 - 3:11

Hallo Leute,

um hier Dons Gedanken fortzuführen: An sich ist ja das Fernsehgerät DAS Beispiel par excellence dafür, daß räumliche Vorstellung vor allem im Gehirn stattfindet, ganz gleich, welche optischen Signale man erhält. Wir sehen alle Raum in der Glotze, aber im Endeffekt ist es eine Illusion, da alles auf einer Scheibe dargestellt wird. Und es stellt sich hier nun einmal die Frage, was denn tatsächlich passiert, wenn eine Person, die nun plötzlich Stereo sieht, wo vorher kein Stereo war, auf der flachen Scheibe ein verstärktes Raumempfinden zu sehen glaubt. Wir wissen, Raum auf dem Bildschirm ist eine Illusion. Wir haben also dann die verstärkte Illusion einer Illusion. Ein tatsächlicher Stereoeffekt dürfte es aber an sich nicht sein. Denn die Illusion ist Tatbestand, die kann nicht durch noch so viel Stereo plötzlich ausgehebelt werden. Interessant.

@Tom

Bewegung findet im Raum statt, das ist keine Frage. Allerdings fixiert der Betrachter doch die Bewegung und nicht den Raum um die Bewegung, so daß es mir weiterhin schleierhaft ist, warum mehr Stereo mehr Tiefenstruktur einer Bewegung hervorbringen soll. Wobei ich auch glaube, daß Struktur hier als Begriff nicht wirklich greift. Es kann dies durchaus ein Problem der Übersetzung sein. Das Englische ist als Wissenschaftssprache wesentlich ungenauer als das Deutsche und da finden sich schnell so schwammige Wendungen wie Struktur o.ä., die man dann nur ungenau oder falsch ins Deutsche bringen kann. Schreib doch mal den gesamten englischen Satz des obigen Zitats, ich schau mir das gern mal an, vielleicht fände sich tatsächlich eine bessere Wendung. Denn so wie das da oben steht, ist es einfach nur Käse und spricht eher gegen als für das Buch.

LG

Jan Smile

Bild des Benutzers tom.hertig
Verbunden: 4. September 2012 - 11:14

Hallo Jan

Danke. Hier also noch die Passage im Original:

This sensation is similar to the ability so see <structure from motion>, that is, to envision the 3D from of a solid object by watching its moving shadows. So, I went back to the libary to read about structure from motion and was not surprised to learn that the capacities to see depth through stereopsis and to determine structure from motion are linked. People with poor stereopis have a poor sense of structure from motion. As I gained stereopsis, I could see more depth while watching videos. Even though movies and TV shows are displayed on flat screens, I actually enjoy watching them much more now that I did before developing stereovision.

 

Da gibt's z. B. auch einen Wiki-Eintrag:

http://en.wikipedia.org/wiki/Structure_from_motion

Obtaining 3D information from 2D images

LG

Tom

Bild des Benutzers donquichote
Verbunden: 30. September 2004 - 0:00

Hallo tom.hertig,

 

dann sollten wir hier in dieser Diskussion gewisse Begriffe, wie z.B. dem des räumlichen Sehens, genauer definieren.

 

3D-Sehen, Stereosehen im physikalischen Sinn kann nur dann stattfinden, wenn 2 Augen bzw. Netzhäute miteinander korrespondieren und dies auch nur auf eher geringe Entfernungen. Alles andere, was umgangssprachlich oder durch Empfinden, Wahrnehmen, als 3D-Sehen bezeichnet wird, beruht auf Dingen wie Verdeckung, unterschiedliche Grössen etc und dem, was das Gehirn daraus macht.

 

donquichote

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